Übersetzung
aus
La Nouvelle
Revue
du Son
Nr. 129,
Juni/Juli
1989






































Inhalt
 
Hörer B

Die “Platine Verdier“ war für die Tests sorgfältig im Hörraum des “Maison de L'AUDIOPHILE“ aufgestellt worden - in Verbindung mit dem Onken-Vierwegsystem, von 300 B-Monotrioden über aktive Weichen angesteuert. Als Tonarm diente ein SME 3012 mit Isoda-Aussenverkabelung, als Tonabnehmer ein Denon DL 103 im Bleigehäuse.

Das Laufwerk ist in dieser Konfiguration den verschiedensten Platten mit bemerkenswerter Mühelosigkeit und mit einer Musikaliät gerecht geworden, die vom ersten Moment an spürbar war. Um nicht die üblichen Superlative bemühen zu müssen, möchten wir nur die charakteristischen Tugenden herausgreifen, die dieses Gerät befähigen, durch Vermittlung aller Feinheiten einer Musikdarbietung den Hörer emotional zu fesseln.

Mit der oben erwähnten Lagereinrichtung betrieben, hat der Bass zugleich Festigkeit und Dynamik; das genaue Gegenteil der abgerundeten, leicht aufgeblähten Wiedergabe einiger anderer Geräte von bestem Ruf. Die “Platine Verdier“ gibt allen Frequenzbereichen das gebührende Gewicht, so bewahrt sie Bassimpulsen eine Klarheit und Trockenheit, die an die Qualität des Masterbandes heranreicht. Man wird eine derart ausgeprägte Dynamik im Bereich zwischen 30 Hz und 120 Hz nur ganz selten mit der Fähigkeit vereint finden, einzelne Noten deutlich voneinander abzusetzen.

Der Kontrabass auf der TBM-Platte “Black Orpheus“ wird auf unvergessliche Weise zum Sprechen gebracht; alle Farbschattierungen sind genauso wahrnehmbar wie die Intensität der einzelnen Töne, ihr Verklingen und ihre Überlagerung mit der anschliessenden Attacke. Die meisten Plattenspieler stossen gerade hier schnell an ihre Grenzen, die lnformationen werden aufgeweicht, breiig; das Verfolgen der musikalischen Linienführung im unteren Teil des Spektrums gerät zur Mühe.

Wir gehen deshalb so ausführlich auf die Qualitäten der “Platine Verdier“ im Bassbereich ein, weil hier ein grundsätzlicher Unterschied deutlich wird, und das auch im Vergleich mit den besten CD-Spielern. Die Plastizität der lmpulse und die Natürlichkeit der Klangfarben vereinigen sich zu einem selten erlebten Realismus; die ganze Wiedergabe erreicht eine neue Dimension; da alle Verdeckungseffekte fehlen, wird der Grundtonbereich viel durchsichtiger, es offenbaren sich nie gehörte Nuancen auch auf solchen Aufnahmen, die man genau zu kennen glaubte.

Konzentriert man seine Aufmerksamkeit auf die Höhen, wird man feststellen, dass die Oberflächengeräusche sich über einen weiten Frequenzbereich verteilen, so dass die für die Wiedergabe der Feinheiten wichtigen Mikro-lnformationen nicht untergehen.

Der Titel “Pierre“ auf der Platte von Barbara konfrontiert den Hörer so unmittelbar mit der Stimme der Sängerin, dass es Gänsehaut erzeugen kann - mit solcher Anteilnahme verfolgt man die kleinen Modulationen, das Beben der Stimme, die flüchtigen Momente von Atemlosigkeit.

Die Mühen der lnstallation werden durch das klangliche Erlebnis also gerechtfertigt, sie gehören einfach dazu, wenn man der schwarzen Scheibe die ganze ihr innewohnende Musikalität abgewinnen will. Jean Constant Verdier kann jedenfalls sicher sein, dass seine Anstrengungen nicht vergeblich waren - der Unterschied lässt sich hören!