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Testbericht Monbrison in Image-Hifi Heft 23
Autor Cai Brockmann
Inhalt
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| | | | | | | | Röhrenvorverstärker Monbrison von Shindo Laboratory
Ein Satz
freier Ohren und ein offenes musikalisches Herz ist unbedingt zu
empfehlen, wenn Produkte von Ken Shindo auf dem Programm stehen. Denn
Shindo-Verstärker funktionieren auch in den meisten anderen als
den hauseigenen Ketten ganz wunderbar. Die Verstärker tragen
traditionell Namen von herausragenden Weinen und entziehen sich allein
dadurch einer Einordnung nach klassischem Besser/Schlechter-Muster.
Eine preisbezogene Hierarchie wird also weniger angestrebt, eher schon
der Versuch einer charakterlichen Beschreibung, die es Interessenten
ermöglicht, auch ohne Gier nach dem Spitzenmodell höchst
zufrieden Musik zu genießen. Der Monbrison ist in drei
verschiedenen Versionen zu bekommen, die sich in der Auslegung der
beiden serienmäßigen Phonoeingänge unterscheiden: Die
Grundversion für 8400 Mark bietet zwei identische
MM-Eingänge, für einen Extra-Tausender mutiert ein
MM-Phonozweig zum flexibel einsetzbaren MC-Eingang (3 bis 600 Ohm
Abschlußwiderstand), und für weitere 2000 Mark
übernimmt ein ganz besonderer MC-Übertrager die
Vorverstärkung und Entzerrung der delikaten Signale. Dessen fixe
Impedanz von drei Ohm zeigt dem Kenner, daß es sich bei den
anzuschließenden Tondosen eigentlich nur um die Klassiker aus
Ortofons SPU-Serie und deren Ableger handeln kann.
Der aus
dieser Vorgabe resultierende Wunsch des Autors nach einem
SPU-Leihexemplar führt unter den Kollegen umgehend zu engagierten
Diskussionen, die sich um geeignete Laufwerke, ganz bestimmte lange
Tonarme und spezielle Kniffe zur Einstellung eines SPUs, um
Vertrauensbeweise, Freundschaftsdienste und auch höhere
Analogmächte drehen. Ich halte mich, beeindruckt vom
überbordenden Enthusiasmus, vornehm zurück - und kurze Zeit
später spielen eine Platine Verdier, ein SME 3012R und ein Ortofon
SPU Meister in meinen Hörraum. "Du wirst schon hören, was Du
davon hast!" "Schon klar, Jungs, entspannt Euch - und vielen Dank
auch." Bereits nach ein paar Stunden bedaure ich, die früheren
Gelegenheiten des SPU-Kennenlernens nicht intensiver genutzt zu haben.
Fantastisch homogen, vollmundig und auf ganz eigene Weise begeisternd
dynamisch wickelt mich das Klassiker-Trio um den Finger. Quervergleiche
zeigen, daß nicht Tondose, Arm und Laufwerk allein, sondern
insbesondere auch der MC-Zweig der Monbrison einfach bezaubern.
Erfreulicherweise
halten sich auch MM- und Line-Verstärkerzüge mit ähnlich
integrativen Qualitäten nicht zurück. Über etliche
Wochen hinweg bekommt der Shindo alles - wirklich alles - angeboten,
was im Hause des Autors zum guten Ton gehört. Und das ist eine
ganze Menge, stilistisch extrem breit gestreut, eine totale
Querbeet-Mischung je nach Lust und Laune. Symphatisch finde ich
übrigens auch einen Eingang namens "TV", der mir - politisch
korrekt - den Supersound der neueren - politisch unkorrekten -
Simpsons-Folgen nahebringt. Ein wahrhaft kindliches Vergnügen,
für das ich sowohl Lucasfilm als auch Shindo danken möchte.
Die
allermeiste Zeit jedoch verbringe ich mit seriöserer Musik von
seriöseren Quellen, was mich mindestens ebenso lustvoll in die
jeweilige Atmosphäre versetzt. Ich kann mich mit dem Monbrison
ganz und gar auf das musikalische Geschehen einlassen, ich kann jede
Art von Musik regelrecht verstehen - eine unschätzbar hohe,
schlechterdings nicht in Worte zu fassende Eigenschaft, die technische
Diskussionen eigentlich überflüssig macht. Ich lasse mich
jedenfalls immer wieder gern auf das Shindo-Erlebnis ein, das mit dem
Beisatz "Sound Create Producer" auf die Unmöglichkeit der
perfekten Reproduktion eines jeden Musikereignisses hinweist, es sich
folglich auf die Fahne geschrieben hat, ein neues musikalisches
Erlebnis mit eigenen Mitteln zu kreieren. Mit Erfolg: Nie habe ich das
Gefühl, irgendetwas zu vermissen. Ganz im Gegenteil. Eine
Zufriedenheit durchfließt mich, die viel länger anhält,
als die Nadel in der Rille liegt.
Shindo Monbrison - die Technik
Mit
lediglich zwei Doppeltrioden (5751/6189W) pro Kanal stellt
Röhren-Altmeister Ken Shindo hier einen kompletten, überdies
mit MC-Phonoeingang ausgestatteten Vorverstärker auf die
Gehäusefüße. Gemäß der Philosophie des
Shindo Laboratory sitzen dabei zwei MC-Übertragerkapseln hinter
den Phonoeingangsbuchsen.
Freaks würden den hochwertigen
Kippschalter zur MC-/MM-Umschaltung im Signalweg zwar als gewagt
einstufen, aber was soll´s: Es funktioniert prächtig. Doch
auch darüber hinaus muß man dem sauber frei verdrahteten
Gerät einige Merkwürdigkeiten bescheinigen, hinter denen sich
freilich sicherlich ein Teil des berühmten Shindo-Klanges
versteckt: Die Masseverdrahtung zwischen Gehäuse, Schaltungsmasse
und Schutzleiter entspricht keinesfalls üblichen "audiophilen"
Regeln, und im Ausgang der Vorstufe werkeln ebenfalls Übertrager
als Arbeitswiderstand und zur Gleichspannungsabkopplung.
Im
Netzteil kommen nach einem Ringkerntrafo dann gleich zwei
Gleichrichterröhren zum Einsatz, denen Siebspulen plus
RC-Siebglieder nachgeschaltet sind, und über das
Bauteile-Konglomerat aus Kohlemasse- und höchst modernen
Film-Präzisionswiderständen plus ältlichen
Sprague-Koppelkondensatoren wundert sich nur noch, wer Ken Shindo nicht
kennt. Dies betrifft natürlich auch die Mehrfachkondensatoren
ursprünglicher Bauart im Netzteil, denen (Halbleiter-)geregelte
Heizspannung gegenübersteht. Der fein-säuberliche
Schaltungsaufbau über Lötstützpunkte auf
Bakelit-ähnlichen Platten erfolgt in Dual-Mono-Technik; mechanisch
gerieten die Innereien des Monbrison durch interne Versteifungen, die
gleichzeitig schirmend wirken, unglaublich solide. Fazit: Alles andere
als Ware von der Stange! r.k. |
image x-trakt
Der
Monbrison führt ganzheitlich zur Musik, macht sie
verständlich und löst sie von der Technik. Nennen Sie es
ruhig Klangmagie, wenn dabei der Extrakick Musik herausspringt. Wird
damit die Pflicht zur reinen Lehre von Theoretikern verletzt? Mag sein,
doch in der Praxis verführt der Shindo mit Klangfarbenpracht und
packender Homogenität. Und er ist in mancherlei Hinsicht wunderbar
unkonventionell. Her mit der Verführung!
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