Ein
Hörbericht
von Prof. Dr.
Nicolas
Schalz



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Inhalt
 

»Rondo«

war unser nächstes Abenteuer. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Wir begannen dieses Projekt mit dem Vorsatz, ein einfaches und preiswertes Gehäuse zu konzipieren, das zusammen mit einem Satz Chassis mit der Sicherheit an den Selbstbauer gegeben werden konnte, ein bestmögliches Ergebnis zu erhalten. Gleichzeitig sollten Erfahrungen einfließen, die wir bei der Entwicklung der gezeigten Vorgänger gewonnen hatten, wie die kalkulierte Interaktion zwischen Gehäuse, Volumen, Wandstärken und des Resonanzverhaltens zwischen Gehäuse und dem darauf abgestimmten Chassis. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir zum Glück keine Ahnung, worauf wir uns eingelassen hatten.

Im Vorfeld hatten wir verschiedene Herangehensweisen erprobt und favorisierten eine Variante, die uns schon deshalb reizte, weil sie sich im Querstand zum Thema Lautsprecherbau befand und somit vertrautes Terrain für uns war. Eine dünnwandige Platte aus Fichtensperrholz sollte gebogen und rückseitig zusammengeführt, in die Frontseite ein Ausschnitt für das Chassis gefräst werden und – und fertig. Die klanglichen Ergebnisse waren vielversprechend und mit ein wenig Feinschliff sollte dies wohl zum gewünschten Ergebnis führen können.

Leider hatten wir nicht mit dem Widerstand des Materials gerechnet. Die erste Freude über das Erreichte zerbarst buchstäblich mit dem Aufbrechen des Holzes in den vorderen seitlichen Rundungen. Es entstanden noch mehrere Varianten, bei denen wir unterschiedliche Tricks anwandten und es gab Momente, da wir glaubten, das Problem gemeistert zu haben, aber eben nur bis zum nächsten Reissen. Wir sahen ein, das wir umzudenken hatten.

Wir trennten also die Frontseite vom Korpus, wollten aber unbedingt die Form und die Gehäusespannung erhalten. Prototypen mit vorgeformten Seitenwänden - für die zwar Formbau erforderlich wurde, der uns später die serielle Fertigung aber sehr erleichtert hätte - fielen akustisch dramatisch gegenüber dem unter Spannung gehaltenen Gehäuse ab, wirkten matt und farblos, Töne verloren ihre innere Dynamik. (Diejenigen, die sich später des Konzepts bemächtigten und die Rondo plagiierten, natürlich unter Beseitigung ihrer “Konstruktionsfehler“, haben offensichtlich gar nicht verstanden, worauf es uns ankam.)

Es entstanden weitere Prototypen, bevor wir das Gefühl hatten, nichts mehr verändern zu wollen. Der Herstellungprozess war dabei so kompliziert und aufwändig geworden, dass das Gehäuse für den Selbstbau nicht mehr geeignet war. Die Schwierigkeit liegt
in der Fixierung der unter hoher Spannung gehaltenen dünnen Seitenwände. Diese werden aus einem Paket angelieferter Holzplatten selektiert, um möglichst makellose Flächen zu verwenden, was bedeutet, dass ein nicht unbedeutender Teil der hierfür angekauften Platten nicht verwendet werden kann.

Nach ihrem Erscheinen wurde »Rondo« höchster Respekt gezollt von berufenen Persönlichkeiten wie  Prof. Dr. Nicolas Schalz, Professor für Musikwissenschaft an der Hochschule für Künste Bremen.





In Image-Hifi 3/2000 beschäftigte sich Roland Kraft in einem ketzerischen Artikel mit dem Thema Lautsprecherbau per se, nachdem er mit »Rondo« in Kontakt kam. In Frankreich erhielt der Lautsprecher eine erstklassige Besprechung als Teil einer Hifi-Anlage von Auditorium 23, die in DIAPASON November 2002 von Thierry Soveaux vorgestellt wurde.

Es gab bis zu ihrer Präsentation in Deutschland auf der HighEnd 2000 in Frankfurt (in Frankreich im Dezember 1999) keinen vergleichbaren Lautsprecher, weder in Form noch Konstruktion, und dünnwandige Gehäuse waren nach der vorherrschenden Meinung Teufels- oder Idiotenwerk. Heute liest man allenthalben vom “musikalischen“ Gehäuse, gebaut in der Manier von Musikinstrumenten.

Was uns betroffen machte, war die Heftigkeit, mit der in Deutschland mancherseits auf »Rondo« reagiert wurde. Die einen lehnten sie vehement ab, andere bemächtigten sich frank und frei der Design-Idee unter Verwendung eines Chassis, für das historische Radiogehäuse geschreddert wurden und starteten gleich serielle Produktionen; es entstanden semiprofessionelle Manufakturen und professionelle Websites. Interessant war in diesem Zusammenhang die Sprachakrobatik, mit der erklärt wurde, warum der Klon kein Klon sei. Deshalb freuten wir uns sehr über eine kleine Bildergalerie zum Thema Plagiate auf 6moons.

Unsererseits möchten wir anmerken, dass wir den Gedanken, ein Lautsprechergehäuse als Klangkörper zu begreifen und entstehende Energien nicht zu eliminieren, sondern sinnvoll zu nutzen, nicht als allgemein gültiges Rezept verstehen. Der hier eingeschlagene Weg ist im Zusammenhang mit unserer Spezialisierung auf eine sehr selektive Produktauswahl zu sehen, die aufeinander aufbaut. Er wird nur möglich durch das glückliche Zusammenspiel der Komponenten unterschiedlicher Hersteller mit einer verbindenden Vorstellung von “Klang“, die in der Zusammenführung eine glückliche Balance finden.

Gleichwohl ist das Nutzen  entstehender Energien in Verbindung mit schwingenden Gehäusen nicht unsere Erfindung. Es gab sie schon, diese Art  Gehäusekonzeption, z.B. bei Unternehmen wie Western Electric und Altec Lansing und wir fragen uns, was eigentlich noch alles in Vergessenheit geraten ist und eines Tages im Zuge der verordneten Simplifizierung und Normierung vielleicht für immer verloren sein wird.

»Rondo« ist sicher das bisher innovativste Konzept aus unserer Werkstatt und man kann ohne Übertreibung behaupten, dass sie die Formensprache im Lautsprecherbau in Bewegung gebracht hat, wie in den gängigen Audiomagazinen nachzuvollziehen ist.