| »Rondo«
war unser nächstes Abenteuer. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Wir
begannen dieses Projekt mit dem Vorsatz, ein
einfaches und preiswertes Gehäuse zu konzipieren, das zusammen mit
einem Satz Chassis mit der Sicherheit an den Selbstbauer gegeben werden
konnte, ein bestmögliches Ergebnis zu erhalten. Gleichzeitig
sollten Erfahrungen
einfließen, die wir bei der Entwicklung der gezeigten
Vorgänger gewonnen hatten, wie die kalkulierte Interaktion
zwischen
Gehäuse, Volumen, Wandstärken und des Resonanzverhaltens
zwischen Gehäuse und dem darauf abgestimmten Chassis. Zu
diesem Zeitpunkt hatten wir zum Glück keine Ahnung, worauf wir uns
eingelassen
hatten.
Im
Vorfeld hatten wir verschiedene Herangehensweisen erprobt und
favorisierten eine Variante, die uns schon deshalb reizte, weil sie
sich im Querstand zum Thema Lautsprecherbau befand und somit vertrautes
Terrain für uns war. Eine dünnwandige Platte aus
Fichtensperrholz sollte gebogen und rückseitig
zusammengeführt, in die Frontseite ein Ausschnitt für das
Chassis gefräst werden und – und fertig.
Die klanglichen Ergebnisse waren vielversprechend und mit ein wenig
Feinschliff sollte dies wohl zum gewünschten Ergebnis führen können.
Leider
hatten wir nicht
mit dem Widerstand des Materials gerechnet. Die erste Freude über
das Erreichte zerbarst buchstäblich mit dem Aufbrechen des Holzes in
den vorderen seitlichen Rundungen. Es entstanden noch mehrere
Varianten, bei denen wir unterschiedliche Tricks anwandten und es gab
Momente, da wir glaubten, das Problem gemeistert zu haben, aber eben
nur bis zum nächsten Reissen. Wir sahen ein, das wir umzudenken
hatten.
Wir
trennten also
die Frontseite vom Korpus, wollten aber unbedingt die Form und die
Gehäusespannung erhalten. Prototypen mit vorgeformten
Seitenwänden - für die zwar Formbau erforderlich wurde,
der uns später die serielle Fertigung aber sehr erleichtert
hätte - fielen akustisch dramatisch gegenüber dem unter
Spannung gehaltenen Gehäuse ab, wirkten matt und farblos, Töne
verloren ihre innere Dynamik. (Diejenigen, die sich später des
Konzepts
bemächtigten und die Rondo plagiierten, natürlich unter
Beseitigung ihrer “Konstruktionsfehler“, haben
offensichtlich gar nicht verstanden, worauf es uns ankam.)
Es
entstanden weitere Prototypen, bevor wir das Gefühl hatten,
nichts mehr verändern zu wollen. Der
Herstellungprozess war dabei so kompliziert und aufwändig
geworden, dass das Gehäuse für den Selbstbau nicht mehr geeignet war. Die Schwierigkeit liegt in
der Fixierung der unter hoher Spannung gehaltenen dünnen
Seitenwände. Diese werden aus einem Paket angelieferter
Holzplatten
selektiert, um möglichst makellose Flächen zu verwenden,
was bedeutet,
dass ein nicht unbedeutender Teil der hierfür angekauften Platten nicht verwendet
werden kann.
Nach ihrem Erscheinen wurde »Rondo« höchster Respekt gezollt von berufenen Persönlichkeiten wie Prof. Dr. Nicolas Schalz,
Professor für Musikwissenschaft an der Hochschule für
Künste Bremen.
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In Image-Hifi 3/2000
beschäftigte sich Roland Kraft in einem ketzerischen Artikel
mit dem Thema Lautsprecherbau per se, nachdem er mit
»Rondo« in Kontakt kam. In Frankreich erhielt der
Lautsprecher eine erstklassige Besprechung als Teil einer Hifi-Anlage von Auditorium 23, die in DIAPASON November 2002 von Thierry Soveaux vorgestellt wurde. Es gab bis zu ihrer Präsentation in
Deutschland auf der HighEnd 2000 in Frankfurt (in Frankreich im
Dezember 1999) keinen vergleichbaren Lautsprecher, weder in Form noch
Konstruktion, und dünnwandige Gehäuse waren nach der vorherrschenden
Meinung Teufels- oder Idiotenwerk. Heute liest man allenthalben vom
“musikalischen“ Gehäuse, gebaut in
der Manier von Musikinstrumenten.
Was uns betroffen machte, war die Heftigkeit, mit
der in Deutschland mancherseits auf »Rondo« reagiert
wurde. Die einen lehnten sie vehement ab, andere bemächtigten sich frank und frei der Design-Idee
unter
Verwendung eines Chassis, für das historische Radiogehäuse
geschreddert
wurden und starteten gleich serielle Produktionen; es entstanden
semiprofessionelle Manufakturen und
professionelle Websites. Interessant war in diesem Zusammenhang die
Sprachakrobatik, mit der erklärt wurde, warum der Klon kein Klon
sei. Deshalb freuten wir uns sehr über eine kleine Bildergalerie
zum Thema Plagiate auf 6moons.
Unsererseits möchten wir
anmerken, dass wir den Gedanken, ein Lautsprechergehäuse als
Klangkörper zu begreifen und entstehende Energien nicht zu
eliminieren, sondern sinnvoll zu nutzen, nicht als allgemein
gültiges Rezept verstehen. Der hier eingeschlagene Weg ist im
Zusammenhang mit unserer Spezialisierung auf eine sehr selektive
Produktauswahl zu sehen, die aufeinander aufbaut. Er wird nur möglich
durch das glückliche Zusammenspiel der Komponenten
unterschiedlicher Hersteller mit einer verbindenden Vorstellung von
“Klang“, die in der Zusammenführung eine glückliche Balance finden. Gleichwohl ist das Nutzen
entstehender Energien in Verbindung mit schwingenden Gehäusen
nicht unsere Erfindung. Es gab sie schon, diese Art
Gehäusekonzeption, z.B. bei Unternehmen wie Western Electric und
Altec Lansing und wir fragen uns, was eigentlich noch alles in
Vergessenheit geraten ist und eines Tages im Zuge der verordneten Simplifizierung und
Normierung vielleicht für immer
verloren sein wird. »Rondo«
ist sicher das bisher innovativste Konzept aus unserer Werkstatt und man
kann ohne Übertreibung behaupten, dass sie die Formensprache im
Lautsprecherbau in
Bewegung gebracht hat, wie in den gängigen Audiomagazinen
nachzuvollziehen ist.
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