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März 2011

Der Kreis schliesst sich

Wo knüpft man an, wenn man mit wenigen Worten die Wegstrecke beschreiben möchte, die man gegangen ist, die Geschichten von unterwegs, die mehr oder weniger hilfreichen Umwege... ?

Die Geschichte, die hier erzählt werden soll ist besonders an diejenigen gerichtet, die Auditorium 23 seit den Anfängen kennen und begleiten, die Selbstbauer, Musikliebhaber, Afficionados, diejenigen, die abseits der medial vorgegebenen Reiserouten ihre persönlichen großen und kleinen Entdeckungen machen wollen. Sie waren zu uns gekommen, weil wir, “schrullig“ wie sie selbst, einem Klang zugetan waren, der zur Zeit, als wir ihn spielten, von manchem als “Sektierertum“ begriffen wurde, von Medien geächtet. Historische Hornsysteme aus den 1940ern statt angesagten “Tall Boys“, Röhrenverstärker mit Mikroleistung statt wattstarke Transistorboliden, unhandlich große Plattenspieler statt “verlustfrei“ spielende handliche CD-Player. Freaks halt. Das Internet bestand nicht, Insertionen mussten teuer bezahlt werden und man erreichte doch nur eine begrenzte Zahl an Lesern. Als wir die Hefte “LES RÉALISATIONS de L'AUDIOPHILE“ und später “SOUND PRACTICES“ in Deutschland vertrieben, fanden sich keine 50 Abonnenten.




Lautsprecher, die mit unseren L'Audiophile-Verstärkern und später mit den Shindos betrieben werden konnten, gab es nicht aus gängigen Produktionen, man musste die Komponenten mühsam zusammen suchen. Um passende Wandler anbieten zu können, waren Einzelanfertigungen erforderlich, individuell für jeden Käufer – und sie waren groß, nicht immer tauglich für die heimische gute Stube.




Voice of the Theatre und Triangle TQWT
im Auditorium 1989


Anders als der DIYer hat man als Hersteller die Verpflichtung zur Gewährleistung. Wie sollte das geleistet werden mit Zutaten, die man nur auf dem Vintage-Markt bekam? Also waren wir auch immer auf der Suche nach einem Hersteller von Chassis, der mit den gewünschten Materialien und nach alten Prinzipien fertigt. Ein befreundeter französischer Journalist stellte uns B. Salabert vor, der mit seiner jüngst gegründeten Unternehmung PHY-HP ähnliche Zielsetzungen hatte. Diese Lautsprecher-Chassis erlaubten uns endlich serielle Fertigung ohne aus unserer Sicht klangliche Zugeständnisse machen zu müssen. Auch ermöglichten sie kleinere Gehäuse und wir beschritten wieder einmal spannendes Neuland. Die weitere Geschichte ist allgemein bekannt, die in den folgenden Jahren neben den angebotenen Lautsprecher-Bausätzen entstandenen Fertigkonzepte sind auf dieser Website zu finden und im einzelnen beschrieben.


Provence

Appassionata

RA 605

Rondo

SoloVox


In der Öffentlichkeit wandelte sich das Bild von Auditorium 23 verblüffend schnell von den ehemaligen “Horn-Nuts“ zu Breitband-Deppen. Das Spektrum der Meinungen reichte von  “Nein danke, das war's nicht“ bis zu “Nur über meine Leiche gehen die Dinger bei mir wieder raus“. Unsere “Innenansichten“ erzählen ein wenig von der Lehre des falschen Zeitpunkts.

Während all dieser Jahre haben wir das eine getan ohne das andere zu lassen. Auf die häufig an mich gerichtete Frage, womit ich mich denn privat so beschäftige, antwortete ich vage: “Mit dem Klang der 30er Jahre“.

Die Vorliebe für “Vintage-Audio“ war nie in Vergessenheit geraten, blühte lediglich im Verborgenen. Die Gegebenheiten waren zu mühsam um zu versuchen, dieses schmale und spezialisierte Feld der Musikwiedergabe einem größeren Kreis zugänglich zu machen, was aber kein Hinderungsgrund war, so vieler Dinge wie möglich habhaft zu werden um von ihnen zu lernen. In der Folge entstand unsere “Hommage“-Line.

Die Gegenwart spielt uns den Ball nun wieder zu

Wer sich ein wenig mit der Restauration von Oldtimern beschäftigt hat, erinnert sich sicher an Zeiten, in denen es fast unmöglich war, originale Ersatzteile zu finden. Heute gibt es für fast alles neu angefertigte Teile für die perfekte Restaurierung der zeitlos schönen Classic-Cars.

In der Audiowelt verhält es sich erfreulicherweise ebenso. Wir lernen daraus, dass eine gewisse Art des Musikgenusses im Laufe der Zeit eine größere Fangemeinde gefunden hat, als wir es damals zu hoffen wagten. Originale aus den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts wie z.B. von Western Electric, Klangfilm oder Westrex sind weltweit gesuchte Sammlerstücke, erzielen hohe Beträge und sind damit für die meisten Liebhaber solcher Systeme nicht erschwinglich. Die Demonstration eines dieser WE-Systeme (L9) auf der HighEnd 2010, vorgestellt von Silbatone, hat wohl bewirkt, nicht nur Besucher, sondern auch den ein oder anderen Aussteller, der diesen Vorführungen beigewohnt hat, den Glauben an den vermeintlichen Fortschritt hinterfragen zu lassen, der Musik häufig in Tonfetzen zerlegt und den inneren Zusammenhang ignoriert.

Es geschehen noch Zeichen und Wunder

Die globalisierte Welt ist eng verknüpft und bietet Möglichkeiten, von denen wir früher nicht einmal hätten träumen können. Die lange Zeit musste wohl erst vergehen, um das Verständnis für die von uns so geschätzten Wiedergabesysteme wachsen zu lassen, und es bedurfte wohl auch der Gründung einer Unternehmung in China, deren Besitzer diese Passion teilt. Qualitäts-Replikate von historischen Originalen zu erträglichen Preisen entstehen zu lassen, ist heutzutage wahrscheinlich nur in China möglich.

Wir freuen uns, den Vertrieb für die Produkte von Line-Magnetic Audio für Deutschland und seine Nachbarländer anvertraut bekommen zu haben. Und wir freuen uns umso mehr, damit wieder zu unseren Anfängen zurück kehren zu können.

Die erste Vorführung von WE 15A/555 erlebten wir im Sommer 1985 in Paris in einem kleinen Auditorium nahe der Place Pigalle, veranstaltet von unseren späteren Vertriebspartnern L'Audiophile. Barbaras “Göttingen“ über WE 25B (aus der Sammlung J.C.Verdiers) und auch Nemesis zu hören, ist bleibende Erinnerung. Gute Freunde wissen, wie lange wir uns schon eine Wiederauflage solcher Komponenten wünschen. Dass dann diese Treiber und Hörner aus China kommen, macht deutlich, dass die Idee der Nachhaltigkeit eines Produktes auch in China ein zunehmend wichtiges Entwicklungsmerkmal ist – so nahe am Original, so handwerklich perfekt, so klanglich zeitlos, das war für uns in den vergangenen Jahren nur zu erträumen – heute sind diese Dinge real verfügbar geworden. Line-Magnetic Audio ist dafür wirklich unser Dank geschuldet.

Die Tatsache, dass der Inhaber von LM-Audio leidenschaftlicher Sammler von Historie ist, schliesst aus, dass seine Nachbauten nur oberflächlicher Betrachtung standhalten. Das Gegenteil ist richtig – jedes Detail ist perfekt gearbeitet, Materialien originalgetreu gewählt und nicht einem kostengünstigeren Kompromiss geopfert, die Detailtreue verblüffend. Die ersten Replikate von WE 22 A Hörnern und WE 555 Treibern, ebenso wie Muster vom WE 755 sind im Sommer 2010 in Frankfurt eingetroffen, eine weitere grosse Lieferung kam im Dezember. Das Feedback der neuen Besitzer ist enthusiastisch. Für sie und uns hat sich eine weitere Tür zu Klangwelten geöffnet, die uns, im Hinblick auf die Entstehungszeit dieser Komponenten, betroffen machen über die faszinierende Subtilität und die ergreifende Authentizität der Wiedergabe. Unglaublich, wie jung diese scheinbar historischen Lautsprecher spielen.



Line-Magnetic WE 22 A


Wer hat, der hat


Eine von uns schon seit Jahren angedachte Lautsprecheridee liess uns mit unserem Partner in USA, Jonathan Halpern von Toneimports, danach suchen, welche möglichen Alternativen es zum WE 555 geben könnte. Von Racon bis Vitavox, RCA-Varianten so sehr wie bestimmte Typen von Jensen, waren viele für die Erprobung interessant, blieben aber im Hinblick auf ihre Beschaffung und den teilweise erforderlichen Umbau zur Realisierung des Projekts zu problematisch. Der leicht daher gesagte Satz “Dann lass uns doch mal die chinesischen Treiber ausprobieren“ hatte die oben beschriebene Entwicklung zur Folge. Die Vertriebstätigkeiten für uns und die USA waren schnell besprochen.

Natürlich haben wir die Replikate mit ihren historischen Vorbildern vergleichend gehört und glauben, dass die wahrgenommenen Unterschiede zum Original eher den unterschiedlichen Einspielzuständen geschuldet sind als der Fertigungsqualität, die sich erstaunlich exakt an das Original hält.

Line-Magnetic Audio – Art for the Heart




Ankunft der ersten Lieferung aus China im Sommer 2010




Horn und Haltevorrichtung erstklassig in einer Holzbox
verpackt und gesichert





Line-Magnetic WE 555 Treiber 




Line-Magnetic WE 755




Line-Magnetic WE 597




Ankunft der zweiten Lieferung
im Dezember 2010




Die Versandkisten werden zur weiteren Expedition mit den
Adressen ihrer Empfänger versehen