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Die »Rondo«: endlich ein Musik- instrument!
Prof. Dr. Nico Schalz
Inhalt
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| | | | | | | | Der Lautsprecher »Rondo« Autor Nicolas Schalz, Professor für Musikwissenschaft
Wenn
ich nach langer, langer Zeit zum ersten Mal wieder Kontakt mit der
HiFi-Szene aufnehme, (ich schrieb für die Zeitschrift DAS OHR die
Musikartikel), dann weil ich seit dem Hören mit einer Platine
Verdier zum ersten Mal wieder musikalisch von einem
Wiedergabegerät gefesselt wurde, in diesem Fall von dem
Lautsprecher »Rondo«, den Keith Aschenbrenner zusammen mit
Norbert Gütte entwickelt hat. Es ist mir ein Bedürfnis,
über das nach außen zu berichten, was ich beim
Probehören mit diesem Lautsprecher empfunden habe.
Hinsichtlicher
der technischen Daten muß ich mich kurz fassen; ich verstehe
davon viel zu wenig, als daß ich überzeugend beispielsweise
vorgeordneten Zusammenhang von Ursache und Wirkung nachweisen
könnte. Über den ersten Pol, die technische(n) Ursache(n) der
musikalischen Leistung dieses Lautsprechers, kann ich nur Vermutungen
anstellen - ich werde es gleich noch tun. Präziser werde ich im
folgenden nur über den zweiten Pol reden können, die Wirkung,
und diese schränke ich für mich auf das ein, was mir der
Lautsprecher in Bezug auf die Interpretation von Musik an Hilfe
anbietet. Damit sage ich auch, daß es viele Geräte gibt, die
solche Hilfe nicht anbieten, sondern den Sinn einer auf Platte oder CD
eingefangenen Musik eher verdunkeln als erhellen, zumindest emotional
bei mir als Hörer nichts bewegen.
Zurück zur
vermuteten Ursache der meiner Meinung nach bisherige Kriterien von
Lautsprecherbau sprengenden außerordentlichen Qualität der
»Rondo«: Sie ist kein Lautsprecher, sie ist ein
Musikinstrument. So ist sie denn auch optisch umgesetzt: Ihr
Äußeres stellt sich als ein wunderbar, höchst kunstvoll
von Norbert Gütte geformter, von einer breiteren Frontseite schmal
und tief nach hinten einschwingender Resonanzkörper dar, dessen
Schallquelle nun nicht in den Saiten wie bei einem Cello etwa, sondern
in einem einzigen, in die Frontseite eingelassenen Treiberchassis
(Membran-Durchmesser: knapp 20 cm) besteht. Am hinteren Auslauf ist die
»Rondo« weitgehend offen, so wie sie das auch, und zwar
völlig, nach unten ist. Sie ruht auf drei schmalen hölzernen
Füßen: Die »Rondo« wird also allein von einem
Breitbänder betrieben, den der französische Konstrukteur
Bernard Salabert entworfen hat und dessen Korb aus Glockenbronze
besteht (man möge mir nachsehen, daß ich diese Schallquelle
nicht näher beschreiben kann). Der Verzicht auf weitere Chassis
und damit auf Weichen, die immer schwer miteinander zu harmonisieren
sind, erlaubt eine perfekte "Durchgängigkeit" des Klangs, die
genau dem entspricht, was ein normales Musikinstrument produziert (und
zu produzieren hat!). Das heißt: der Klang folgt einzig und
allein dem auf der Platte oder der CD eingezeichneten Schallwellengang,
anders gesagt: Er reproduziert allein die Natürlichkeit dieser
Quelle, zeichnet ihn von unten nach oben als ununterbrochenes
Kontinuum, fügt also keine eigenen, wie auch immer gutgemeinten,
letztlich aber doch störenden oder verzerrenden klanglichen
Zusätze hinzu. Hinzu kommt, daß der Holzkorpus der
»Rondo« als Resonanzkörper, dies allen gängigen
Erfahrungen zum Trotz, mitschwingt - etwas was heute als "Sünde"
gilt, früher durchaus aber als Vorzug gewertet wurde.
Zusammengefaßt: Die »Rondo« agiert wie ein
Musikinstrument.
Meine Voraussetzungen für die Beurteilung
der musikalischen Wirkung der »Rondo« sind einzig und
allein: gute Musik, die gut interpretiert und gut aufgenommen wurde und
nun auf eine gute Wiedergabe durch die konkrete Anlage hofft. Über
"gute Musik" brauchen wir hier nicht weiter zu rechten, auch in Bezug
auf gute "Aufnahmetechnik" will ich Milde walten lassen; auf keinen
Fall benötige ich sog. highfidele Aufnahmen, deren
vordergründiges Ziel meist nur in der Aufbereitung
spektakulärer Reize besteht.
Noch ein Letztes: Gehört
habe ich an folgender, zugegebenermaßen aufwendigen Kette:
Platine Verdier mit Shindo-Tonarm und -System, Shindo-Vorstufen
Catherine (Doppelmono), und -Endstufen Concerto (Doppelmono) inkl.
großes Shindo-Lautsprecherkabel.
Die meisten der zehn
Klangbeispiele, die ich für das Probehören der
»Rondo« aufgrund unterschiedlichster Stilistik und
Besetzung ausgewählt habe, kenne ich seit langem, habe sie auf
meiner eigenen, auch nicht schlechten Kette (im Zentrum steht eine
Platine Verdier) immer wieder erprobt. Ich nenne sie kurz, um auch die
Ansprüche zu benennen, die an die Probandin gestellt wurden; diese
Aufzählung mag den reinen HiFi-Freak befremden, für mich ist
sie jedoch substantiell, denn ich mag Musik nicht zur bloßen
Klangkulisse für HiFi-Geräte verkümmern lassen.
1. Einige Stücke Jazz-Gesang von Patricia Barber (Platte "café blue"), wunderbar präsent eingefangen, mit delikat fantastischen Drums-Soli von Mark Walker.
2.
Ein Cello-Recital von Janos Starker, am Klavier von Shuku Iwasaki
begleitet (mit einem Divertimento von Haydn im Mittelpunkt).
3.
Eine Sopran-Arie, ein Duett Sopran-Tenor und ein Vokal-Quartett aus der
Oper Idomeneo von Mozart, eine alte Aufnahme auf dem einstigen
DDR-Label ETERNA, das noch
heute durch die Natürlichkeit der Aufnahme besticht, auch wenn die
Sängerin Ilia, Anneliese Rothenberger, hier schon über ihren
Zenith hinaus war und mit ihrem flackernden Timbre der Jugendlichkeit
der Ilia nicht mehr so recht entspricht.
4. Zwei Sätze aus Mozarts außergewöhnlichen Serenade Gran Partitia
für 12 Bläser und einen Kontrabaß, in zwei
unterschiedlichen Aufnahmen, einer herrlich luftigen durch ein
schwedisches Ensemble (auf Proprius)
und einer mit alten Instrumenten klanglich neu gelesenen durch das
belgische Octophoros-Ensemble unter der Leitung von Barthold Kuijken
(auf Accord).
5. Präludium und Fuge in A-Moll für Cembalo aus dem 2. Band des Wohltemperierten Klaviers von J.S. Bach, in der nach wie vor maßgeblichen Interpretation durch Gustav Leonhardt (DeutscheHarmonia Mundi).
6. Präludium und Fuge in D-Dur
für Orgel von J.S. Bach, in der kongenialen, fast witzigen wenn
nicht gar aberwitzigen Interpretation von Zsigismund Szathmary (auf Da Camera-Sastrophon).
7. Doppelchörige Motette Singet dem Herrn
von J.S. Bach in der ebenfalls maßgeblichen Interpretation mit
Nikolaus Harnoncourt als Dirigent, hier, des von Anders Öhrwall
einstudierten Stockholmer Bachchors (Deutsche Harmonia Mundi).
8. Achtstimmiges Doppelmadrigal Hor ch´el ciel e la terra von Claudio Monteverdi mit dem fabelhaft lebendigen Vokal- und Instrumentenensemble Les Arts Florissants von William Christie (Französische Harmonia Mundi).
9. Siegfried Idyll
von Richard Wagner und dessen unbekanntes Adagio für Klarinette
und Streicher, in einer total entschlackten interpretation durch
Neville Marriner und seine Academy of St. Martin-in-the-Fields (Argo ZRG 604).
10. Aus La Bohème von Puccini:
Die Arie der Mimi und ihr Liebesduett mit Rodolfo (1.Akt), in der
unvergleichlichen historischen Interpretation durch Maria Callas und
Guiseppe di Stefano (Dir. Antonio Votto, auf EMI § Hungaroton).
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