Inhalt



 
Meine neue Vorstufe - oder Der Weg ist das Ziel

Angeregt durch eine Beschreibung der Platine Verdier in DAS OHR besuchte ich Anfang 1990 das Auditorium 23. Nach sieben Plattenspielern von Dual bis High End und trotzdem nicht zufrieden, war für mich nach einer Vorführung die PV das erhoffte Licht am Ende des Tunnels und der Kauf beschlossene Sache. Der SME V und das Ortofon MC 30 wurden verkauft und die PV mit einem 3012 und dem sagenhaften DL 103 ausgestattet. Kurz darauf kamen eine Triangle TQWT und als Vorstufe eine Kaneda hinzu. Meine damaligen Class-A-Endstufen wurden bald durch eine Uchida 300B ersetzt und die TQWT musste der Roiene weichen. Weitere Signallieferanten sind ein Quad FM 4-Tuner und seit Kurzem die Sony-Playstation-1 für die CDs. Signallieferanten und Verstärker thronen standesgemäss auf der massgeschneiderten Gütte-Bank.

Shindo-Geräte hatten mich nie besonders interessiert, hauptsächlich wegen der grünen Lackierung und dem wertigen Goldknopf- und Geschwungenem-Goldschrift-Design, was meiner Vorliebe für ein betont schlichtes Erscheinungsbild bei derartigen Geräten zuwider lief. Der recht hohe Anschaffungspreis dieser Geräte spielte wohl auch eine Rolle ...

Die Kaneda hatte ich nun 11 Jahre und war zufrieden damit. Ihre Aufgabe erfüllte sie gut. Dann wurde die “preisgünstige“ Shindo-Vorstufe Aurièges angekündigt und auch in der image-hifi, für mein Empfinden etwas verhalten, getestet. Ich bekam die Gelegenheit, sie an meiner Anlage zu hören. Die folgende Beschreibung ist unter dem seit Jahren geprägten Klangeindruck zu sehen und ist keine Beschreibung des Shindo-Klanges.

Erster spontaner Eindruck: Ein Vorhang wurde beiseite gezogen!

Sauberkeit, Helligkeit und eine phänomenale Durchsichtigkeit, die aber zu keiner Zeit mit analytischer Sterilität einhergeht, sondern irgendwie ganz selbstverständlich daherkommt und den Hörer nicht überfordert. Trotz Durchzeichnung und Detailreichtum ist das Klangbild elegant und weich im positiven Sinne, dabei aber immer agil, federnd und frisch mit farbigen, strahlenden (als Gegenteil von blassen) Höhen und mächtigen Bässen, die immer straff und kontrolliert kommen. Bei allem Charme ist die Aurièges kein Schönspieler, der alles in goldenem Licht schwimmen lässt, Aufnahmefehler z.B. werden schonungslos enttarnt, Unzulänglichkeiten in der Kette nicht mit Wohlklang zugedeckt.

Bisher hatte ich den Eindruck, dass sich bei Stimmwiedergabe die Höhen von den anderen Frequenzanteilen separierten. Insbesondere Sprechstimmen waren seltsam zerfasert, als würden die Höhen zu den anderen Frequenzen “dazugesprochen“ werden. Jetzt scheinen alle Frequenzen an die richtige Stelle gerückt, fokussiert, die Stimme ist “glatt“ und aus einem Guss.

Neben den üblichen Platten, die man eigentlich immer hört, wenn man etwas ausprobieren will, kam nun auch Metallicas “Garage Inc.“ auf den Teller. Bei “Die, die, die my darling“ ging's ab wie die Sau (kann man nur so beschreiben). Diese Art von Musik erhielt ein solches Tempo, dass ich zuerst eine Strob-Scheibe auflegte, um die Geschwindigkeit zu prüfen. Die stimmte.

Alle diese klanglichen Eindrücke, die man vermittelt bekommt, finden ihre Begründung m.E. darin, dass Zeitverhältnisse der Frequenzen zueinander und zeitliche Abfolgen innerhalb des Geschehens exakt reproduziert werden. In Folge dessen erhalten die Frequenzen die erforderliche Zeit zur Entwicklung, das Entstehen und Ausklingen von Tönen wird deutlich und lässt sie miteinander in Dialog treten und zusammen spielen, Musik (sic!) entsteht! Man sitzt da, staunt und freut sich und denkt “Ja, genau, das isses!“. Der vielfach bemühte Fusswippeffekt kommt auch nicht zu kurz. Alles stimmt, alles passt. Rückblickend kommt einem das seither Gehörte wie eine - überspitzt gesagt - Aneinanderreihung anonymer Frequenzen, die nicht zu einander wollen, vor.

An welcher Stelle dieser Beschreibung die Röhrencharakteristik aufhört und Shindo-Charakteristik zu Tage tritt, weiss ich nicht. Aber diese Eleganz gepaart mit luxuriöser Dynamik findet man mit Sicherheit bei nur ganz wenigen Vorstufen. Nüchtern betrachtet, gibt diese kleine Kiste nur das weiter, was sie an Signalen geliefert bekommt. Das macht sie aber verdammt gut. Die als preisgünstig angekündigte Shindo-Vorstufe ist tatsächlich preiswert, und lässt teuerere Vorstufen anderer Fabrikate ganz alt aussehen.

Erfreuliche Nebeneffekte:
  • Die gute alte Roiene läuft zur Hochform auf, sie erblüht richtig. Unglaublich, was in diesem Ding steckt, toller Lautsprecher!
  • Mein 89,90-Euro-CD-Abspielgerät klingt nach 5-stelligem Preis. Auch CDs können Spass machen!
Der Weg zum richtigen Klang ist ein langer Weg, teilweise beschwerlich, aber Spass und Freude bereitend und nur mit Hilfe eines verständnisvollen Umfelds zu bewältigen, ich bin jetzt dem Ziel einen Riesenschritt näher gekommen...

Lothar B., Reinheim, Mai 2002


weitere Beiträge
Résumé zur Vorstufe Claret


Wenn Hifi in den Hintergrund tritt