| 4 Tage mit der “RONDO“
Die Nebel lichteten sich - das Ziel war zum Greifen nahe: “Nur“ noch einen Lautsprecher für die Anlage finden!
Die
Wiedergabekette bestand bis jetzt komplett aus Komponenten von
AUDITORIUM 23. Eigentlich war es ganz klar, dass die RONDO die Kette
abschliessen würde. Viele andere Konzepte wurden gehört - und
verworfen. Die zuletzt getesteten Lautsprecher waren historische
Systeme. Und so gut in den Resultaten, dass man wirklich hätte
schwach werden können! Jetzt wurde es Zeit für einen Test mit
der RONDO zu Hause, um nicht noch das Ziel aus den Augen zu verlieren...
Es
ist Freitag Nachmittag, und ich bin auf dem Weg zum A23 - Händler.
Von meinem Autohändler habe ich mir bereits einen alten
“SIERRA Combi“ geliehen, und gleich werde ich Werner
Möhring seine RONDO wegnehmen. Geduld für eine gute Tasse
Kaffee? Muss sein! Und schon sind die Boxen verstaut. Ach ja - sorry!
Es sind ja keine “Boxen“ sondern eher
“Instrumente“. Als Transportfahrzeug wollte ich deshalb
unbedingt den alten Werkstattwagen haben. Nix mit straffer Federung
oder Beschleunigung. Aber viel Platz! Genau das Richtige für den
Transport der fragil wirkenden 8kg "schweren" RONDOs.
Zu Hause
angekommen sind die RONDO - Exemplare schnell aufgestellt. Und da sie
bereits lange eingespielt sind, kann es auch gleich mit dem
Vergnügen losgehen. Da das Frontend in dieser Konstellation auch
schon länger in Betrieb ist, brauche ich mich nur auf das
Hören über die RONDO konzentrieren.
Für den
ersten Höreindruck lege ich aus LORIOT`s “Gesammelte
Werke“ (DG) das Stück mit dem sprechenden Hund auf.
Stirnrunzelnd höre ich zu: “...der Hund kann gar nicht
sprechen!!“ “Erlauben Sie mal!!“ ...
Und dann
ein Phänomen: Meine Frau kommentiert aus dem Hintergrund im
Vorübergehen: “Die Stimmen klingen aber anders“,
“Wie: Anders??“ “Ja - eben anders“. Es
dürfte jetzt so ca. das 300. Paar Lautsprecher sein, welches ich
zu Hause teste: Nie zvor hat sie sich jemals freiwillig/unfreiwillig zu
solchen Kommentaren hinreissen lassen. Und schon ist sie wieder
verschwunden. Hmmm...
Ein
wenig später: “Und das Knistern klingt auch anders!“.
Ich spare mir das “Wie: Anders?“. In weitere Platten
höre ich jeweils nur kurz rein. Ein untrügliches Zeichen dass
der Funke noch nicht übergesprungen ist. Jetzt hatte ich es schon
fast wieder vergessen: RONDO = Instrument! Also gönne ich ihr erst
mal einen Tag, um zur Ruhe zu kommen...
Am nächsten Tag
starte ich mit Elvis - Aufnahmen. Eigentlich läuft diese Musik bei
mir so gut wie nie. Doch heute faszinieren die alten Mono-Aufnahmen.
Schon bei sehr geringer Lautstärke verleitet die Musik zum
Weiterhören - ein untrügliches Zeichen dass der Funke jetzt
über- gesprungen ist. Auf Anhieb. Klar - zwischendurch bedarf es
noch kleiner Korrekturen in der Aufstellung. Erfreulicherweise ist ein
“Sweetspot“ schnell gefunden, und ich beginne Klassik -
Aufnahmen aufzulegen. Violinenkonzerte, kleine Orchesterstücke....
Die RONDO ist in ihrem Element! Alle Instrumente bzw.
Instrumentengruppen werden deutlich voneinander getrennt wiedergegeben
- haben aber keine “scharfen Grenzen“. Wohl aber relativ
zueinander die richtige Grösse. Der strapazierte Begriff der
sogenannten “Ortbarkeit“ scheint mit einer nie
gehörten Souveränität Wirklichkeit zu werden. Die meiste
Zeit jedoch höre ich einfach nur gespannt zu, anstatt irgendwie
“den Klang zu sezieren“
Sonntag. Heute möchte
ich die “Verträglichkeit“ der RONDO mit dem Raum
testen. Verschiedene Solokonzerte mit Flöte / Oboe / Violoncello
liegen auf dem Teller und präsentieren sich unbeeindruckt vom
Raum. Zum Schluss wähle ich Stücke für Kontrabass und
Klavier: Wenn es mit den gestrichenen Saiten tief in den Frequenzkeller
geht, marschiert die RONDO wie selbstverständlich mit. Keine
Probleme mit dem Raum. Die Lautsprecher stehen jetzt ca. 60cm mit ihren
schönen Rücken von der Wand entfernt, seitlich haben sie ca.
1m Abstand zu den Wänden. Schon sind wir bei der “Optischen
Verträglichkeit“ mit dem Raum. Vorweg schon mal soviel:
Bisher wurde nicht ein Paar der bisher 300 Kisten von meiner Frau
wirklich akzeptiert. Doch so schlimm wie jetzt war es bisher noch nie.
Ich spare mir an dieser Stelle die Einzelheiten...
Am Montag
Abend beginne ich mit “Carmina Burana“. Die Wiedergabe ist
so faszienierend, dass ich das gesamte Werk durchhöre. Das ist mir
bisher noch nie gelungen, da bei den eher “unspektakularen“
Passagen bisher immer Langeweile aufkam. Die RONDO schaffen es, den
Dynamikumfang des Werkes zu vermitteln und die musikalischen Strukturen
in den sehr leisen Passagen noch deutlich wiederzugeben. Dabei
versuchen sie jedoch nicht das Unmögliche, dynamisch so zu wirken
“als wäre es Live“. Vielmehr wird das gleiche Mass an
Faszination geboten “als wäre es Live“!
Ab jetzt liegt alles mögliche auf dem Plattenteller: Verdi, Offenbach, Wagner... Zu
späterer Stunde einige Klassiker: Getz/Gilberto, Brubeck,
Ellington. Zum Schluss dann noch Ornette Coleman`s Double Quartett in
der kollektiv Improvisation “Free Jazz“. Hier spielen 8
Musiker (2 Quartette auf den linken/rechten Kanal verteilt)
“Freien Jazz“. Dieses ATLANTIC Album besitze ich nun seit
über 20 Jahren - endlich ist es wirklich geniessbar!
Fazit: Die
RONDO sind dafür geschaffen, Kunst zu vermitteln: Die Kunst der
Komponisten, die Kunst der Interpreten, die Kunst der Aufnahmetechnik,
und die Kunst der Wiedergabekette. Hat man bisher nach der
Ouvertüre die Platte wieder in die Hülle geschoben, ist jetzt
schon fast das Gegenteil der Fall: Die ganze A23-Kette
“schreit“ nur so nach Komplexität in der Musik! Es ist
keine Kunst mehr, ganze Werke mit Genuss komplett durchzuhören.
Ein
Ziel ist nur so weit entfernt, wie man es sich gesteckt hat: Wer nach
diesen Aspekten in der Musikwiedergabe gesucht hat, hat sein Ziel
erreicht
E. Schröder Dezember 2004
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